Kriegerdenkmal

Zum Pfiffligheimer Kriegerdenkmal 1870/71

1. Stimmungsbild von damals

Der Kriegsschluss des deutsch-französischen Krieges am 3.3.1871 wurde in Pfiffligheim mit Böllerschüssen, Glockengeläut und mit Beflaggen und Schmücken der Häuser gefeiert. Am 4.3.1871 kam es zu einem Festumzug der Schuljugend und sämtlicher Ortsvereine mit Fackeln und Lampions und im Oktober 1871 zu einem Festakt für die zurückgekehrten Pfiffligheimer Soldaten. Schon zu jener Zeit plante man, für die Gefallenen und für die Kriegsteilnehmer 70/71 – wie auch andern Orts – einen Kriegerstein zu errichten. Die Initiative ging vom Kriegerverein Pfiffligheim aus, der auch die Finanzierung übernahm.

Der Kriegerverein Pfiffligheim wurde gegründet zur Unterstützung in Not geratener Kriegsteilnehmer und zur Förderung des kameradschaftlichen Geistes. Dieser sollte durch gesellige Zusammenkünfte erhärtet und belebt werden, wozu auch das Vorhaben der Aufstellung eines Kriegersteins gehörte. 1872 stellte der Gemeinderat Pfiffligheim einen Zuschuss zum Denkmal bereit. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 900 Mark. Man wählte – wie fast überall – eine schlichte vierkantige Steinsäule, die man mit einem Treppensockel erhöhte. Die Spitze zierte ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, der nach Frankreich blickte.

Wegen der Armut der Pfiffligheimer Bevölkerung – fast die Hälfte der Bewohner erhielt das Armenbrot – dauerte es über 10 Jahre bis die Geldmittel zum Bau eines Denkmals gesammelt und zusammengebracht waren.

Der Kriegerstein wurde vor der Schule und neben der Evangelischen Pfarrkirche im Dorfmittelpunkt errichtet und 1882 eingeweiht. Die Pfiffligheimer Häuser waren festlich geschmückt und überall hingen schwarz-weiß-rote Fahnen. Der Festzug nahm am Sedansfest ( 2. September ) Aufstellung am Lutherbaum. Nach drei Böllerschüssen und nach Einsetzen des Glockengeläuts der Evangelischen Kirche setzte er sich in Bewegung. Eine Militärkapelle aus Worms spielte „Heil Dir im Siegerkranz“. Hinter der Kapelle marschierten der Kriegerverein mit seinem Präsidenten sowie weitere benachbarte Krieger- und Soldatenvereine, Schulkinder mit ihren Lehrern, die beiden Pfiffligheimer Gesangvereine Liedertafel und Frohsinn, Feuerwehr und Radfahrerverein. Neben Ortsbürgermeister Ott und Pfarrer Wundt nahmen an der Einweihung Major Hanesse vom 2. Bataillon des GH Hess.Landwehr-Regiments 118 sowie Polizeikommissar Kellermann ( Stadt Worms ) teil.

Der Festredner – Pfarrer Wundt – betonte, dass der Kriegerstein zu Ehren der 1870/71 in Frankreich gefallenen Pfiffligheimer sowie zur Erinnerung der Kriegsteilnehmer und ihrer glücklichen Rückkehr errichtet worden sei. Er soll die Opferwilligkeit unserer Soldaten an den Tag legen… „Diese hochherzige Schenkung des Kriegervereins Pfiffligheim verfolgt den Zweck, den Geist unserer Soldaten in das Dorf und in die Schule zu tragen… Je mehr von diesem Denkmal ins Volk dringt, um so höher steigt dieses empor… Zum 11. Gedenktag des Sieges im Krieg 1870/71 soll dieser Krieger-Gedenkstein enthüllt werden. Er soll an die heldenhaften Kämpfe erinnern, welche die Pfiffligheimer Soldaten an der Seite ihrer Kameraden aus ganz Deutschland errungen haben für ihr Vaterland und für die ganze deutsche Nation. Viele von ihnen sind freiwillig in den Krieg gezogen aus Liebe zu ihrer Heimat. Ihnen zu Ehren, besonders aber jenen, die für ihre Heimat gefallen sind, soll mit diesem Gedenkstein gedacht werden…“ Mit einem dreifachen Hoch und Vivat auf das deutsche Vaterland und dem Deutschen Kaiser und mit dem Singen des Deutschlandliedes klang die Feierlichkeit der Einweihung aus.

In den folgenden Jahren fand neben der Sedansfeier ( 2. September ) auf der Wormser Festwiese am Rhein, an der auch Pfiffligheimer Vereine sowie der Krieger- und Soldatenverein teilnahmen, auch alljährlich ( von 1883 – 1913 ) ein Umzug vom Lutherbaum zum Kriegerdenkmal statt.

Es entwickelte sich ein diffuser Gesinnungsmaterialismus, der schließlich nach der Jahrhundertwende immer aggressivere und pathetischere Züge annahm, der schon in die Nähe rückte deutschem Großmachtdenkens. So wurden z.B. die Anwesenden aufgefordert, die in glorreicher Zeit mit Blut besiegelten Errungenschaften zu bewahren und der Parteienzersplitterung deutsche Einigkeit und deutsche Treue entgegen zu setzen, das bürgerliche Leben mit echt militärischem Geist zu durchdringen und darüber hinaus die Liebe zu Kaiser, König und Vaterland tatkräftig zu fördern.

 

2. Der zweite Adler

Nach dem I. Weltkrieg und dem Einmarsch der Franzosen im Dezember 1918 ( in Pfiffligheim waren hauptsächlich Marokkaner stationiert ) wurde in der Nacht vom 14./15. August 1919 der Adler auf dem Kriegerdenkmal in Pfiffligheim herunter gerissen und zerstört. Teile davon wurden auf dem Feld zwischen Pfiffligheim und Leiselheim gefunden. Heftig klagte Pfarrer Kappesser in der Ortszeitung „Unterm Lutherbaum“ darüber, während die „Wormser Zeitung“ mit keinem Wort den Vorgang erwähnte.

Mit Unterstützung der Pfiffligheim, die fleißig für eine erneute Denkmalkrönung gesammelt haben, ist dann der Adler 1925 wieder auf dem Kriegerdenkmal „gelandet“. Er ist anders als der alte Adler, kein Kriegs- sondern ein Friedenssymbol, denn der Adler blickt nicht nach Frankreich sondern zum Rhein und in die deutschen Lande hinein…


3. Der Adler heute

Sturm und starke Zweige der Kastanie auf dem Gemeindehof tragen die Schuld, dass 1994 der 2. Adler nochmals herunter stürzte. Wieder haben Bürgersinn und Einsatzfreude für die Erhaltung dieses Zeugen der Geschichte ihn geheilt und erneut an seinen Platz gebracht. Bild und Text aus der Wormser Zeitung dokumentieren dieses jüngste Kapitel des Adlers.

Bilder von der Wiederherstellung des Adlers

Siehe auch Pressestimmen.